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Fehler sind der Dünger für echtes Wachstum.

Warum Fehler der Dünger unseres Lernens sind, und sie gefeiert anstatt bekämpft werden sollten.



Ich arbeite nun seit nun 22 Jahren mit Kindern und Jugendlichen zusammen, seit 17 Jahren im Schulkontext, und nun seit 10 Jahren als Lehrer. Erst an einer Grundschule und jetzt seit 5 Jahren an einer Gesamtschule.


Ich bin darüber hinaus selbst Vater von einem zehnjährigen Jungen, der in der fünften Klasse auf einer Gesamtschule in Bremen unterrichtet wird.


Für mich persönlich war die Schulzeit im Kontext „Schriftspracherwerb“ keine gute Zeit, ich war viel damit beschäftigt, mit großem Aufwand: Nachhilfe, Stunden mit meinen Eltern, Nachsitzen etc. meine Fehler zu bekämpfen und mich in „Schrift und Form“ zu verbessern.


Ich habe angefangen Sprachen zu hassen, und alles, was mir dahin gehend versucht wurde, beizubringen, abzulehnen.


Heute vertrete ich den Standpunkt, dass wir in dem zunehmenden Perfektionismus, der alle Bereiche unseres Lebens betrifft, bezogen auf z. B. den Deutschunterricht in eine „Kultur der Hyperkorrektur“ gekommen sind.


Wir sind von jedem Fehler unserer Kinder verunsichert und versuchen ihn möglichst am Anfang auszugleichen, damit sich dieser bloß nicht festigt.


Anstatt einfach danebenzustehen und die Fehler gleichsam zu würdigen. Und zu feiern, was das Kind auf seinem mühsamen Weg der schriftlichen Aneignung von Sprache und Ausdruck schon alles gelernt hat.

Und weiter sehr achtsam zu sein, dem Kindes, als demjenigen, der Neues lernt, Feedback zu geben, wenn dies gewünscht ist.


Wir ersticken, mit dem krampfhaften ausgleichen wollen, die aufkeimende Pflanze des Kindes, die im Grunde große Lust hat zu lernen, kreativ zu sein, sich zu entfalten.


Aber eben nicht, wenn wir jeden Fehler markieren, sie in „Wörterkrankenhäuser“ stecken und uns auf diesen Grundton: „Falsch“ fokussieren.


Es ist verdammt schwer sich als Lehrer*in dieser „Kultur der Hyperkorrektur“ zu entziehen. Oder als Kind durch Eltern, Bekannte und Schule. Als junger Mensch durch Einflüsse aus der Peergroup und den sozialen Medien. Oder später als erwachsener Mensch, durch Leistungswahnsinn, immer höhere Vorgaben und Erwartungen auf der Arbeit.


Dieser Trend macht vor keinem Bereich wirklich halt, ob Bildung, Gesundheit, Partnerschaft oder der allgemeine Lifestyle.


Aber ist es nicht so, dass wir uns mit diesem Trend alle gegenseitig enorm unter Druck setzen?


Na klar, vertritt unser Verstand 1001 mögliche gute Gründe, wieso es gut und wichtig sei, unseren Kindern beizubringen, Fehler zu erkennen und sich hingehend einer diesbezüglichen Optimierung zu korrigieren – aber wirklich schon in diesem Alter?


In einem wunderschönen Bericht über das Schulsystem Neuseelands, sprach ein Vertreter darüber, dass in Neuseeland versucht werde, die Perspektive einzunehmen, dass „jeder Fehler ein Ausdruck von Kreativität und selbstständigem Denken“ sei.


Wenn wir uns ernsthaft mit neuesten Werken zum Thema „Lernen“ beschäftigen, wird deutlich, wie viel Wahrheit in dieser für viele von uns wundersamen Betrachtungsweise liegt.


Gut gemeint packen wir hierzulande unsere Kinder in Watte, und bejubeln jede*n die fehlerfrei schreibt.


Aber wenn bei der Aufforderung eine Geschichte zu schreiben, Kinder zusammenzucken. Oder so lange den Arbeitsauftrag hinterfragen, bis sie sich auch ja sicher sind, dass er von ihnen richtig verstanden wurde. Und sie somit hoffentlich keine Fehler machen werden, sind wir verwundert, woher das wohl kommt!


Wie sehr ihr das?

  • Sind Fehler der Dünger, der unser Wachstum erst ermöglicht?

  • Oder ist es wichtig, Fehler in diesem Kontext möglichst früh zu erkennen und zu korrigieren?

  • Wenn ja, ab wann wäre ein guter Zeitpunkt?

  • Was sind eure Erfahrungen?


Schreibt mir gerne eure Meinungen …



Interessieren dich die Themen – Schule, Bildung und Gesundheit?

Und die Frage, wie du am besten deinen Beitrag leisten

und dich trotzdem nicht kaputt machen oder an falscher Stelle aufopfern brauchst?


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Ich freue mich auf einen lebendigen Austausch und eure Erfahrungen

Eine gute Zeit wünscht euch Fabian Surrey





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