Und eine der radikalsten Wahrheiten in unserem Beruf anerkennen kannst.

Kennst du dieses ätzende Gefühl der Angst, nicht genug Stoff vermittelt zu haben?
Eigentlich hattest du eine ausgezeichnete Zeit mit den Kids, aber ist auch genug bei rumgekommen?
Egal, wie das Schulsystem sich präsentiert, am Ende des Liedes gibt es den berechtigten Wunsch bei unseren Schüler*innen und deren Eltern einen Schulabschluss zu machen und gut vorbereitet zu sein, um mutig den einen Weg zu beschreiten.
Schule ist und bleibt ein emotionaler Schmelztiegel an Wertediskussionen, Bildern vom Mensch Sein, Wunschvorstellungen und diversen Erwartungen!
Gerade nach der Pandemie und anhaltenden Krisen, sprich allgegenwärtigen Unsicherheiten werden wieder verschiedene Lager laut …
Manche möchten Nachteilsausgleich wegen einer „verlorenen Schulzeit".
Andere fordern, verlorene Schuljahre ganz zu wiederholen, um den ganzen Stoff nachholen zu können.
Wieder andere möchten das Abitur abschaffen, Standards herunterbrechen, um „wahrer Bildung“ mehr Raum zu geben.
Inmitten dessen stehen immer wir, die Lehrer als ausführendes Organ.
Sollen möglichst allen Ansprüchen, die unterschiedlicher kaum sein könnten,
gerecht werden und möchten verständlicherweise neben all dem auch noch uns als Persönlichkeit einbringen.
Zwei gute Nachrichten vorneweg
1. Dies ist nicht möglich!
2. Wir haben viel mehr Freiheiten, als wir denken.
Dazu ein Beispiel:
Im bremischen Schulgesetz § 4 steht:
„Die Schule ist Lebensraum ihrer Schülerinnen und Schüler“. „Sie sollen altersangemessen den Unterricht und das weitere Schulleben selbst- oder mitgestalten“.
Überfliegen wir die Bildungsstandards, die erforderlich zu sein scheinen,
um heutzutage die Schule zu bezwingen, wird einem schnell schwindelig.
Schüler*innen sollen zum Beispiel im Fach Deutsch:
„Texte orthografisch und grammatisch korrekt sowie fachsprachlich präzise, prägnant und stilistisch angemessen verfassen.“
„In verschiedenen Gesprächsformen und in unterschiedlichen Rollen kommunikativ handeln und dabei nonverbale sowie stimmliche Mittel bewusst nutzen.“
Genau verstanden?
Sonst gern noch mal lesen …
Und dies sind nur zwei kleine Beispiele von schier unzähligen Kompetenzen, die Schüler*innen bis zum Abitur erlernt haben sollten.
Diese zwei teils widersprüchlichen Schriften skizzieren den allgemeinen Bildungsauftrag und Spielrahmen für die Lehrenden, hier im Bundesland Bremen, und bilden die rechtliche Grundlage unseres täglichen Handelns. Sehen wir genau hin, gibt es diesen Widerspruch innerhalb und zwischen allen Lehr- und Rahmenplänen.
Und genau diese Widersprüche geben uns Lehrer*innen einen großen Spielraum.
Vorgaben existieren und es gibt ohne Frage einen klaren Bildungsauftrag. Doch liest man die Bildungsstandards für die einzelnen Fächer, als Gesetz um einen Abschluss zu bekommen, macht man sich unnötig verrückt, weil dies zu schaffen schlichtweg kaum möglich ist.
Man sollte die Standards und curricularen Vorgaben mehr als eine Inspirationsquelle betrachten, und weniger als „was alles getan, durchgenommen und gewusst werden muss!“
Es gibt eine wundervolle Dokumentation May I BE Happy in der darüber berichtet wird,
wie achtsamkeitsbasierte Meditation in amerikanischen Schulen Einzug erhält. Neben dieser, aus meiner Sicht sehr zu befürwortenden Entwicklung, kommt dort ein Lehrer einer Eliteschule zu Wort. Er beschreibt, dass er eines Tages für sich entschieden hat, jede Stunde mit 15-Minuten-Meditation zu beginnen.
15 Minuten wertvolle Lernzeit?
Geht das?
Klar.
Dieses Beispiel und viele andere Beispiele von Kolleg*innen weltweit offenbaren uns eine der wichtigsten und radikalsten (im Sinne von ‚Wurzel‘, ‚Ursprung‘) Wahrheiten in unserem Leben und Beruf!
Es ist dein tieferes Anliegen, sowie Fokus, der entscheidet, wohin sich dein Leben entwickelt.
Du kannst ununterbrochen einem völlig überladenen, aufgeblähten und extrem idealisierten Bildungsplan hinterherhecheln, der Jahr für Jahr wächst …
Oder
… dich zurücklehnen und – ohne die wichtigsten Dinge zu vergessen, damit deine Schützlinge gut durchkommen – auf das konzentrieren, was DU für richtig und wichtig hältst, dir Zeit dafür nehmen und genau dies würdevoll vertreten.
Dies wird dir mehr Gelassenheit und Zeit schenken. Mehr Raum schaffen für wertvolle Momente mit deinen Schüler*innen und dir. Ebenso wächst ein Gefühl von Selbstwirksamkeit, weil du begonnen hast, deine Kreativität zu entfalten und deine Schöpferkraft zu aktivieren. Und es wird ebenso deine Selbstachtung stärken, weil du angefangen hast deine Werte zu entdecken und diese in Schule zu leben.
Also:
"Relax, Atme ein und aus. Lehne dich zurück. Fokussiere dich auf das, was zwischen den Zeilen steht. Sei kreativ. Und lass euch und dir Zeit."
Hast du Wege für dich gefunden …
Wie du dich vom Lehrplan weniger stressen lässt?
Wenn nein, was spricht dagegen, das zu tun?
Schreib mir gern deine Gedanken und Meinung dazu …
Interessieren dich die Themen – Schule, Bildung und Gesundheit?
Und die Frage, wie du am besten deinen Beitrag leisten
und dich trotzdem nicht kaputt machen oder an falscher Stelle aufopfern brauchst?
Trag dich für meinen Newsletter ein.
Ich freue mich auf einen lebendigen Austausch und eure Erfahrungen
Eine gute Zeit wünscht euch Fabian Surrey
